Pflanzenlabyrinth

Irren ist menschlich. Unser Labyrinthgarten aber ist kein Irrgarten. Die Pfade führen in die Mitte – zum Bruder-Klaus-Brunnen, Abbild des Meditationsrades.

Gesäumt mit vielen violetten Akaleien, Salbei, Lavendel und weissen Blumenbouquets, Schneeballähnlich. Jedes einzelne Beet zauberhaft angelegt und zärtlich gepflegt. Der Pfad führt über steinige Abschnitte, rundlich eingefügt, oder über mit Holzschnitzeln gesäte Wege. Weg und Weisung, mit der Vegetation verbunden, Hummeln summen beim blühenden Salbei, Falter in schönsten Farbvarianten, duftender Augenblick. Momente des Innehaltens – wo stehe ich? Wie stehe ich da, wenn ich sage, ich stehe da, ich bin da? Mein Empfinden: Staunen, Ruhe, Freude – überrascht, ja, es ist schön, hier und jetzt zu sein.

Der Weg geht weiter – immer wieder hin zur Mitte, über kleine Treppenschwellen, zwei, drei Steintritte, verwunschen angelegt, Annäherungen an den Brunnen. Dann plötzlich vor dem geistigen Auge das Bild der Brunnenvision von Bruder Klaus – Augenblick des Geheimnisses – vor mir die letzten Treppen, das Mäuerchen, die goldfarbenen, hellgelben Blüten der Gilbweiderichs, heilend strahlend, letzte Tritte hin zur Mitte. (Ursula Bründler Stadler)

«Wer ein Labyrinth begeht,
weiss selten, wo sein Fuss grad steht.
Doch wie auch greifen aus die Schritte,
stets kreisen sie um eine Mitte.
Wer dorthin kommt, der findet sich;
Der ist vereint mit Gott und sich.»

Hubert Halbfas

Beim ersten Schritt schon beginnt der innere und äussere Reinigungsweg. Dieses Klärungsgeschehen vollzieht sich in der Weg- und Umkehrdynamik der Labyrinth-Erfahrung. Ich umkreise in allen Dimensionen meines Menschseins die Kernmitte meiner göttlichen Berührung, manchmal nah und oft auch wieder fern, aber stets in Kontakt mit der Mitte in, um und ausser mir. Dabei gilt es aufmerksam zu werden, was mich hindert und fördert. (Franz-Xaver Jans)

Lesen Sie weitere Gedanken zum Pflanzenlabyrinth: Ein Interview mit Franz-Xaver Jans aus dem Jahre 1998