Ziviler Ungehorsam gerechtfertigt? Referenten diskutieren Klimawandel aus diversen Perspektiven
Das Zentrum Ranft hat seine dritten Klimagespräche ausgetragen.
(pd/lur) Unter dem Motto «Setz dein Leben auf Klimakurs» trug das Zentrum Ranft in Sachseln kürzlich die dritten Ranfter Klimagespräche aus. Dabei referierten diverse Personen. In ihrem einleitenden Vortrag zeigte Ursula Bründler, Leiterin des Zentrum Ranft, den Zusammenhang von Spiritualität und Ökologie auf. Spiritualität könne helfen, Bewältigungsstrategien zu finden für die heutige globale Krise. Sie unterstützt eine Haltung der Genügsamkeit und Versöhnlichkeit. Bruder Klaus sei ein gutes Beispiel dafür. Exemplarisch verkörpere er einen mystischen wie genügsamen Lebensstil.
Irmi Seidl, Umweltökonomin an der ETH, warf in ihrem Vortrag ein Licht auf die Abhängigkeit der Ökonomie vom Wachstum. Besonderes Augenmerk legte sie dabei auf die Rolle der Erwerbsarbeit. Die Sozialsysteme der Schweiz beispielsweise seien zu 85 Prozent mit Beiträgen aus Arbeit finanziert. Seidl sieht Wachstum aber nicht als zwingend notwendig an. Zentral sei für sie, dass unbezahlte Arbeit künftig stärker anerkannt und dass das Tätigsein vielfältiger und sinnhafter wird.
Ziviler Ungehorsam sei gerechtfertigt
Bernd Nilles, Leiter des Fastenopfers, stellt fest, dass man den Klimawandel nicht mehr verhindern könne, sondern es heute vielmehr darum gehe, die schlimmsten Folgen abzudämpfen. Am Beispiel der Abholzung des Regenwaldes, die nicht nur Kohlendioxid in die Atmosphäre freisetze, sondern auch die Lebensgrundlagen indigener Gemeinschaften zerstöre, zeigte er den Zusammenhang von Klimawandel und Menschenrechten auf. Viele negative Folgen für die Umwelt in Deutschland habe zudem der Abbau von Braunkohle, in die der Schweizer Finanzsektor stark investiert sei. Zuletzt machte Nilles darauf aufmerksam, dass der Druck auf Klimaaktivisten auch in der Schweiz zugenommen hat. Ziviler Ungehorsam sei gerechtfertigt, wenn man bedenke, dass die heutige Klimakrise einer einseitigen Aufkündigung des Generationenvertrages gleichkomme, so Nilles’ Meinung.
Humus als Chance für das Klima
Marcus Pan ist Gründer der Akademie für Permakultur. In seinem Vortrag zeigte er, dass der Aufbau von Humus eine grosse Chance für das Klima sei, weil humusreicher Boden viel mehr Kohlendioxid absorbieren könne als ausgelaugter Boden. Genauso wie der Mensch besteht Humus aus Wasser, Luft, Mikroorganismen und organischer Substanz. Kompostieren, Gründüngung, Mulchen und Wassermanagement seien die vier Wege, die zur Bildung von Humus führen. In seiner Arbeit stützt sich Marcus Pan stark auf das Beobachten der Natur. In ihr passiere alles in Gemeinschaft, sagt er. Geschlossene Nähr- und Kohlenstoffkreisläufe sowie die Speicherung von Wasser seien die zentralen Merkmale eines Permakultur-Systems.
Der von Filmemacher Thomas Lüchinger präsentierte Film «Paths of Life» spannte zum Schluss der Veranstaltung den Bogen zum möglichen Beitrag jeder und jedes Einzelnen. Inspiriert vom Modell der Heldenreise von Joseph Campbell zeigt der Film anhand von vier Lebensgeschichten auf, wie fundamentale Lebenskrisen Teil einer tiefen Transformation sein können, die auf lange Sicht Wachstum und Reifung bedeutet. Oft sei der Tiefpunkt nicht das Ende, sondern ein Wendepunkt.
Quellenangaben
Artikel: Luzerner Zeitung Bilder: Zentrum Ranft