1. Ranfter Gespräche 2018

Spiritualität und Dialog Christentum – Islam

Spiritualität und Persönlichkeitsentwicklung

Flüeli-Ranft ist durch Bruder Klaus ein Ort und Inbegriff der Mystik und des Friedens in der Schweiz. Am Rande des Dorfes Flüeli-Ranft befindet sich das Seminarhaus zentrumRANFT, das ein Zentrum der Mystik mit interreligiöser und interkultureller Ausrichtung ist. Das zentrumRANFT schafft durch diverse Veranstaltungsangebote einen Raum, in dem sich Menschen verschiedener spiritueller, religiöser, kultureller und sozialer Herkunft persönlich und spirituell weiterentwickeln können. In den idyllisch gelegenen Liegenschaften bieten wir Seminar- und Schulungs-räume, 31 Gästezimmer, eine vegetarische Küche, geführte öffentliche Meditationen an den Wochenenden. Retreats und Kurse in den Bereichen Spiritualität und Persönlichkeitsentwicklung sind die Markenzeichen des Hauses. Stille, Spiritualität und Solidarität die Eckpfeiler aller Veranstaltungen. Der Trägerverein zentrumRANFT, gegründet am 1. April 2017, ist konfessionell und politisch neutral.

Die Ranfter Gespräche – Niklaus von Flüe als Inspirator

Im Andenken an das Wirken des Niklaus von Flüe führen wir jährlich die «Ranfter Gespräche» durch. Niklaus von Flüe ist für viele Menschen ei-ne inspirierende Persönlichkeit. Seine Bedeutung als Mystiker und Friedensstifter ist gerade heute wieder aktuell. Alle bedeutenden Religionen haben eine mystische Tradition. So bildet die Mystik als gemeinsame Klammer eine Plattform für den interreligiösen Dialog und erhält dadurch eine friedensfördernde Funktion.

Freitagabend, 21.09.2018: Impulsveranstaltung mit dem Musiktheater «Der Ranft-Ruf» in Sarnen

Stille Ergriffenheit: In der voll besetzten Aula des Alten Gymnasiums Sarnen hielten die Zuschauer buchstäblich den Atem an. Niklaus von Flüe, gespielt von Markus Amrein, ringt um den Sinn seines Lebens, um Gerechtigkeit, um die Berufung, die Opfer fordert. Er nimmt den Ruf der Ranft ernst, hat ihn einverleibt. Der Stern, der ihm schon vor seiner Geburt erschienen ist, begleitet ihn, Zeichen der kosmopolitischen Bedeutung seines Auftrages, der Raum und Zeit übersteigt. Seine Frau Dorothea Wyss, hervorragend und mit viel Empathie gespielt von Dorotheé Reize, verzweifelt an ihm, trauert, gibt nach. Sie näht ihm das Gewand, das er als Pilger und in der Klause tragen wird. Zeichen der Wandlung, Bild des Waldbruders, der in der Einsamkeit durch das Gebet für die Welt da ist. Das Gegenstückpaar: Naomie, die ungläubige und nervöse Journalistin, mit viel Witz von Sylvia Garatti gespielt, macht einen grossen inneren Wandel durch. Sie trifft auf den etwas vergeistigten Biografen, Luc Müller als Darsteller, der versucht zu erklären, und der scheitert mit seinen Worten. Erst die Erfahrung in der Ranft, die Begegnung mit Bruder Klaus, dringt ein, gibt Klarheit.

Samstagmorgen, 22.9.2018: 4 Referate über die Frage: «Was ist Spiritualität»?

Mystische Traditionen verbinden, sie trennen nicht. Im Hinblick auf eine weltoffene Spiritualität, auf interreligiöse Aspekte in Christentum und Islam, zeigten die Referate die gewaltfreie Dimensionen des spirituell orientierten Lebens auf.

Niklaus Brantschen riss mit seinem hervorragenden Referat – wie hätte es anders sein können – die Anwesenden mit. «Der Friede ist bedroht, weil unser Leben daneben ist.» Sein Appell zum Verzicht und zugleich für mehr Erfüllung überzeugte. Spirituelle Praxis hat immer auch eine gesellschaftspolitische Wirkung. Das sei auch das Anliegen der «Ranfter Gespräche», das hören wir ebenfalls aus dem Weltfriedensgebet. «Welche kulturellen Werte schaffen wir?», fragt der Zen-Meister weiter. «Wir schaffen eine Konfliktlösungskultur, es bahnt sich eine Partnerschaftskultur an», so ist er überzeugt. Spirituell und weltoffen leben heisse, zu wissen, wie wir beten und meditieren können. Man müsse bereit sein, auch auf dem Weg zur Läuterung zu leiden. Stille tue Not. Die verwandelnde Kraft der Stille sei heilend: «Mehr Stille, weniger Pille», so einer seiner humorvollen Hinweise.

Prof. Dr. Samuel Behloul, Fachleiter Christentum am ZIID, Religionswissenschaftler an der Universität Luzern, differenzierte die Begriffe von Religion und Spiritualität, thematisierte die Vielfältigkeit und zugleich die Gefahr der Verabsolutierung des Glaubens durch radikale Gruppierungen, die eine Form der Selbstermächtigung praktizieren.

Jasmina El-Sonbati plädierte für eine offene Haltung in der muslimischen Tradition. Ihre familiäre Zugehörigkeit, einem muslimischen Vater aus Ägypten und einer katholischen Österreicherin als Mutter, praktizierte schon immer eine humane Offenheit. Ihr Referat «Das inklusive Gebet – Aufruf zu einer offenen muslimischen Haltung» beschrieb eine persönliche Form von Gebet und Haltung in der Praxis, zum Beispiel in der Fastenzeit durch das Teilen der Mahlzeiten, auch in prekären Situationen, als bleibendes Zeichen echter Hingabe. Ihr Plädoyer für eine offene, moderne Haltung überzeugte ebenso wie ihr verzweifelter Appell für weitere Friedensbemühungen im Nahen Osten. Jasmina El-Sonbati ist Autorin zweier Bücher über die Situation des Islam in der Schweiz. Zudem ist sie als Journalistin und Gymnasiallehrerin tätig.

Peter Cunz, Sufi-Meister, plädiert für die Gottesliebe, die umfassend und letztlich nicht verständlich sei. Er sei kein Vertreter des Mehrheits-Islams, sein Orden entstand im 13. Jhd. nach dem Tod des grossen Heiligen Mevlana Celaleddin Rumi (gest. 1273). Seine mystischen Gedichte und sein Lehrwerk – es sind über 60’000 Verse – hätten im Westen eine grosse Popularität erlangt. Was ist die Liebesmystik in dieser Tradition? Liebe sei Vektor der Sehnsucht. Um zu veranschaulichen, welche Art der Liebe mit der Gottessehnsucht gemeint ist, sei hier ein berühmtes Gedicht Rumis zitiert:

Höre auf die Geschichte der Rohrflöte, wie sie sich über die Trennung beklagt: „Seit ich aus dem Röhricht geschnitten wurde, hat meine Klage Mann und Frau zum Weinen gebracht. Ich suche nach einer von der Trennung zerrissenen Brust, der ich meinen Sehnsuchtsschmerz enthüllen kann. Jeder, der weit von seinem Ursprung entfernt ist, sehnt sich danach, wieder mit ihm vereint zu sein.”

Samstagnachmittag, 22.09.2018, Podiumsgespräch und Gang in die Ranft

Am Samstagnachmittag fand unter der kundigen Leitung von Dr. Martina Bär die Podiumsdiskussion statt. Zu den Referenten hinzugekommen ist Markus Amrein, der Hauptdarsteller von Niklaus von Flüe. Der umfassende Bericht von Vera Rüttimann, publiziert in kath.ch, gibt einen umfassenden Einblick in die Veranstaltung. Anschliessend an die Podiumsdiskussion fand der Gang in die Ranft statt. Die Meditation wurde von Ursula Bründler angeleitet.

Sonntagmorgen, 23.09.2018, Vertiefung und gemeinsame Feier

Im kleinen Kreis wurden am Sonntagmorgen die gesammelten Eindrücke ausgetauscht, danach feierten die Teilnehmenden unter der Mitleitung von Heini Baumberger, ordinierter reformierter Pfarrer, eine schlicht gestaltete Besinnung miteinander.

Videos zu den Referaten und der Podiumsdiskussion

Berichterstattungen rund um die Ranfter Gespräche 2018

Die nächsten Ranfter Gespräche finden vom 20.-22. September 2019 statt.

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